Dank tatkräftiger Unterstützung von ein paar tierlieben Männern konnte ich vorletzten Sonntag eine Katze aus einer hoffnungslosen Lage im Fideriser Wald befreien.

Die Katze war im Sack, dann in der Transportkiste, den Rest des Sonntags verbrachte sie zu ihrer Sicherheit im Hühnergitter im Wintergarten. Denn nicht nur unser Hund war sehr interessiert an der fremden Katze, auch unsere eigenen beäugten den Neuankömmling neugierig bis argwöhnisch.

Wider Erwarten war die eingefangene Katze keine wilde, fauchende Bestie, sondern eher ein schnurrender, charmanter Fellknäuel, der jegliche Aufmerksamkeit genoss und vor allem sehr, sehr hungrig war.

Das war also keiner der vielen Streuner im Dorf. Die Katze musste ein festes Zuhause haben.

Bereits am Sonntagabend registrierte ich sie deshalb bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale, machte einen Post auf Facebook und auf Instagram. Marietta verbreitete meinen Facebook Post noch über den Fideriser Chat, eine geschlossene Whatsapp-Gruppe, zu der ich damals noch keinen Zugang hatte.

Am Montagmorgen ging ich zuallererst zur Tierärztin, um abzuklären, ob sie gechipt ist. War sie nicht, dafür kastriert und auch sonst in einem guten Allgemeinzustand, was unsere Vermutung bestätigte: Die Katze gehörte jemanden und wurde wohl schmerzlich vermisst.

Also, schleunigst den Besitzer finden!

Zurück zu Hause machte ich mich sofort ans Werk: Plakate erstellen, ausdrucken und laminieren mit dem Gerät, das mir die Tierärztin ausgeliehen hatte.

Aber wo aufhängen?

Im Dorf hat es an verschiedenen Orten noch traditionelle, viel beachtete Anschlagbretter. Denn in Fideris, wie auch sonstwo im Prättigau, kommuniziert man nicht nur rege über Social Media, sondern es wird oft noch auf die herkömmliche Art und Weise gepostet.

Reissnägel! – hatten wir keine im Haus. Da ich unsicher war, ob an den Anschlagbrettern welche vorhanden sind, ging ich als erstes in den Dorfladen und besorgte mir sicherheitshalber eine Schachtel. Ich nutzte die Gelegenheit und gab Vreni der Verkäuferin nicht nur mein laminiertes Poster ab, sondern lieferte die spektakuläre Fundgeschichte gleich noch dazu.

Auf dem Weg vom Volg zum nächsten Anschlagbrett hatte ich einen Geistesblitz: Im Schaufenster der Gemeindeverwaltung könnte ich das Plakat auch aushängen lassen. Schliesslich gehen auch dort viele Menschen vorbei, vor allem Kinder, weil die Primarschule sich in demselben Gebäude befindet. Also schaute ich rasch bei Marianne, der Assistentin der Gemeindeverwaltung vorbei und fragte sie, ob sie für mich das Plakat im Fenster aushängen würde. Selbstverständlich, sagte sie freundlich zu. Auch ihr erzählte ich noch rasch wie ich zu diesem Kater kam, denn sie ist eine zuverlässige Informationsquelle und Multiplikatorin. Es kann nicht schaden, wenn sie die Geschichte kennt.

Dann ging ich zu den nächsten Anschlagbrettern, bei der Glassammelstelle, bei der Kirche und schliesslich bei uns um die Ecke. Ich überflog jeweils die aufgehängten Flyer und Plakate: Informationen, die über ihr Verfallsdatum hinaus waren, entfernte ich und platzierte mein Poster möglichst auffällig. Dabei fiel mir auf, dass gewisse Anschlagbretter offensichtlich von jemandem bewirtschaftet werden. Denn nicht nur waren sämtliche Informationen aktuell, sondern auch die nicht verwendeten Reisnägel waren fein säuberlich auf der oberen Leiste aufgereiht.

Nach nur einer halben Stunde, kurz vor Mittag, war meine Blitzaktion vorbei. Es hat mir richtig Spass gemacht. Vor allem auch, weil alle so flott mitgemacht haben.

Am frühen Montagnachmittag klingelte es. Ich schaute zum Fenster hinaus, da stand eine Frau mit zwei Kindern. Sie rief mir zu, dass ihre Nachbarin ihr gesagt hätte, dass ihre Katze bei mir sei. Die Nachbarin hatte die Meldung im Fideriser Chat gesehen. So verliess der hübsche Paolo kurze Zeit den Wintergarten bereits wieder in Richtung Zuhause.

Fazit: Für wirkungsvolle Kommunikation braucht es nicht viel, wenn man mit den richtigen PartnerInnen zusammenarbeitet.

Die Kampagne im Detail

Massnahmen

  • 2 Posts auf Facebook
  • 1 Post auf Instagram
  • 1 Mitteilung im Fideriser Chat, dort eingetragen von Marietta
  • 6 Poster an Anschlagbrettern

Materialkosten

  • Reissnägel (nicht gebraucht, auf Vorrat für nächste Aktion)
    CHF 2.30
  • Laminiergerät, Folien (zur Verfügung gestellt von Tierärztin)
    CHF 0
  • Papier (grosszügig gerechnet)
    CHF 0.1

Zeitaufwand

  • ca. halbe Stunde für Erstellung der Posts auf Facebook und Instagram
  • ca. eine Stunde für die Erstellung der Poster und Aufhängen

Nicht eingerechnet sind die Stunden, die ich mit der Suche, der Bergung sowie mit dem Besuch bei der Tierärztin verbracht habe. Das ist mein persönliches Engagement für das Wohl der Tiere und wird als Spende verbucht.

Wirkung/Erfolg

Nach ungefähr 24 Stunden in unserer Obhut, wurde die Besitzerin gefunden und ich konnte den Kater übergeben. Der entscheidende Hinweis kam von der Nachbarin der Besitzerin, die die Meldung im Fideriser Chat gesehen hatte.

Erfolgsfaktoren: Post in Facebook sowie nachfolgende Weiterverbreitung im Fideriser Chat

Der Streuverlust bezieht sich somit auf die 6 Plakate sowie den einen Post auf Instagram, die in dieser Kampagne nicht zum Erfolg geführt haben.

Aber ich habe einen neuen, sehr wirksamen Kommunikationskanal kennengelernt, den Fideriser Chat.